Das Leben, ein Spiel?

Glücksrezept Spiel: Nutzen Sie eine Ihrer fantastischsten menschlichen Eigenschaften

Im Vergleich zu den meisten Mitbewohnern auf unserem Planeten sind wir Menschen lächerlich unbeholfen: Wir haben nicht den angeborenen Jagdinstinkt des Tigers, können nicht besonders schnell fliehen, haben ein lausiges Geruchsempfinden, brauchen viel Schlaf – und wurden doch zur herrschenden Spezies, weil wir eine Eigenschaft besitzen, die den anderen Arten fehlt: Wir werden nie erwachsen.

Neugierde als Evolutionsvorteil

Trotz aller Klagen über den Altersstarrsinn sind Menschen ihr ganzes Leben lang lernfähig und (nach tierischen Maßstäben) kindisch. Ein seriöseres Wort dafür ist „Spiel“. Mithilfe dieser Fähigkeit entwickeln wir fortwährend revolutionäre neue Lösungen für Alltagsprobleme, meistern komplizierte Beziehungen, erleben Freude und bereichern unser Leben.

Unterscheiden Sie Spiel und Spielchen

Leider glauben die meisten Menschen nicht, dass sie Ihre großartigsten Momente dem lockeren, absichtslosen Spiel verdanken. Sie denken, es lag an ihrer Anstrengung. Das spielerisch Leichte des Lebens sehen sie nicht und halten die Ablenkungen und vielfältigen Unterhaltungsangebote unserer Gesellschaft für Spiel. Sie verwechseln Spiel und Spielchen. Das ist schade, denn das wahre Spielen ist eine Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben. Spielchen und Spielereien dagegen lenken davon ab.

Die Wahrheit in der Katastrophe

So können Sie Spiel und Spielchen unterscheiden: Erinnern Sie sich an einen besonders schrecklichen Tag in Ihrem Leben (als Ihr engster Verwandter starb, als sich Ihr Partner von Ihnen trennte, als der Arzt Ihnen die furchtbare Diagnose sagte usw.). Was schien Ihnen am Ende dieses Tages das Wichtigste zu sein? Was wollten Sie damals unbedingt noch tun?

Große Lebenskatastrophen führen Sie besonders nah an Ihre tiefste Lebenslust: Ihnen wird klar, was in Ihrem bisherigen Dasein nutzlose Spielchen waren und was Ihr wahres, wichtiges Lebensthema ist. Beantworten Sie schriftlich diese beiden Fragen:

  1. a) Wie soll sich durch Sie (in kleinen oder großen Dingen) die Welt geändert haben, wenn Ihr Leben vorbei ist?
  2. b) Welche Erfahrungen möchten Sie gemacht haben, damit Sie von sich sagen können, ein glückliches Leben geführt zu haben?

Ihre wahre Berufung

Wenn Sie Ihre gerade notierten Dinge in die Realität umsetzen können, liegt ein erfolgreiches und im tiefsten Sinne glückliches Leben vor Ihnen, völlig unabhängig davon, wie viel Geld Sie dabei verdienen. Wenn Sie allerdings nichts von Ihren notierten Antworten verwirklichen können, werden Sie Ihre eigentliche Bestimmung verfehlen, auch wenn Sie es zu Reichtum und hohem Ansehen bringen.

Viele Menschen (Gruppe 1) halten ihre Spielchen für das Leben selbst. Sie vollbringen erstaunliche Leistungen in Beruf und Privatleben, wirken jedoch oft gestresst, freudlos und können sich über ihre Erfolge nicht richtig freuen.

Andere (Gruppe 2) verstehen ihren Beruf und ihr gesamtes Leben als ein Spiel, das sie lieben. Sie genießen ihre Erfolge mit frohem Herzen und lachen über ihre Misserfolge. Sie halten ihre Arbeit für wichtig, wissen aber, dass sie nicht die Grundlage ihres Glücks ist.

Lebenskunst besteht darin, sich zur Gruppe 2 zu schlagen. Sie können praktisch jeden Bereich des menschlichen Zusammenlebens als gutes, wichtiges Spiel ansehen. Nähern Sie sich diesem guten Zustand wieder durch einfache Fragen.

Die Nützlichkeitsprüfung

Die Grundfrage lautet: Dient das Spiel, das ich spiele, meiner wahren Bestimmung? Dafür gibt es 3 deutliche Indikatoren:

  1. c) Macht es mir Spaß? Spaß bedeutet dabei nicht Bequemlichkeit, sondern es ist wie bei einer anstrengenden Sportart: Mitspielen kann Schweiß und Tränen kosten, aber Sie machen trotzdem begeistert weiter, weil Sie ans Ziel kommen wollen.
  2. d) Bin ich gut in diesem Spiel oder könnte ich gut sein, wenn ich trainiere? Glücklich werden Sie nur mit dem, was Sie gut können. Es gibt aber hervorragende angeborene Fähigkeiten, die nur ein wenig verkümmert sind.
  3. e) Mag ich meine Mitspieler, Trainer und Gegner? Das ist ein sicheres Zeichen: Wenn Sie das richtige, für Ihr Leben nützliche Spiel spielen, dann lieben Sie alle daran Beteiligten.

Wenn die Antwort auch nur zu einer dieser 3 Frage „ja“ lautet, spielen Sie Ihr Spiel mit ganzem Herzen weiter. Haben Sie dagegen 3-mal „nein“ geantwortet, sind Sie gefangen in einem Spiel, das Sie nicht glücklich machen kann. Halten Sie Ausschau nach einem anderen. Machen Sie sich klar, dass Ihre vermeintlichen beruflichen Verpflichtungen willkürliche Systeme sind, zu denen es viele bessere Alternativen gibt.

Sehen Sie Ihre Antworten auf die Fragen a) und b) an, nehmen Sie sie als die eigentlichen Ziele Ihres Lebens. Wenn Ihre Ziele fest abgesteckt sind, können Sie spielerisch darauf zugehen, lockerer werden und sich flexibel eventuellen neuen Anforderungen anpassen. Was auch immer Sie anfangen, Sie werden es effizienter tun als je zuvor. Und Sie werden mehr Spaß dabei haben, als Sie sich bisher vorstellen konnten.

Zum Weiterlesen: Martha Beck, Enjoy your life. Campus Verlag, Frankfurt 2004. 19,90 €. ISBN 3-593-37432-3.

Autor: Werner Tiki Küstenmacher
http://www.simplify.de/

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