Gehirn schon neu gewaschen?
Schule scheint Schule zu sein, egal in welcher Altersgruppe die Insassen (der Ausdruck erscheint mir am treffendsten[1]) sich befinden. Beobachtet man ein Klassenzimmer, so unterscheiden sich Erwachsene in ihrem Verhalten, nur unwesentlich von Grundschulkindern.
Eine Beobachtung, die mir schon lange Jahre immer wieder Rätsel aufgibt, können doch die erwachsenen Menschen, die sich im Klassenzimmer noch gerade eben wie Zweitklässler benommen haben, auf der Straße durchaus sehr vernünftig erscheinen. Wie kommt diese Wandlung?
In einem ansprechenden Gespräch über die Hürden der Erwachsenenbildung fiel mir Robert Anton Wilsons Beschreibung von Gehirnwäsche [2] ein. Beim Verfahren der Gehirnwäsche wird die Löschung einer alten ungewünschten Prägung vorgenommen, mit einer gleichzeitigen Neudefinierung der ab sofort gültigen Verhaltensweisen.
Wie bei allen fühlenden Lebewesen, ist auch das Verhalten des Menschen, maßgeblich von Prägungen bestimmt. Prägungen sind eine wichtige Einrichtung der Natur und sichern das Überleben, noch lange bevor bewusste (auf Basis durchdachter Entscheidungen) Reaktionen unsere Verhaltensweisen definieren. Die Reaktionen aufgrund von Prägungen sind schnell, unmittelbar und unbewusst, was in gefährlichen Situationen lebensrettend sein kann.
Einmal erfolgte Prägungen bleiben, wie ein installiertes Programm, ein Leben lang latent, sofern diese nicht gelöscht oder durch ein anderes Programm ersetzt wurden. Tritt erneut eine Situation ein, die einer einmal erfolgten Prägungssituation gleicht, verhält sich das Individuum auf die Art und Weise wie damals, als die Prägung entstanden ist. Dies geschieht wieder unmittelbar und unbewusst.
In der Regel wird eine Gehirnwäsche (oder auch Neuprägung) in folgender Reihenfolge durchgeführt:
1. Isolation aus gewohnter Umgebung (z. T. mit körperlichen Strapazen verbunden)
2. Abhängigkeit von der Willkür einer neuen Dominanzquelle, die über richtig und falsch bestimmt
usw.
Rechtsstaatliche Einrichtung wie Schulen, Militär, etc. und auch weniger achtbare Einrichtungen nutzen diese Erkenntnisse in großem Rahmen. Mit hervorragenden Langzeiterfolgen, von denen man sich z. B. in Schulklassen die mit erwachsenen Kindern gefüllt sind, jederzeit überzeugen kann.
Das Gehirn schon mal einer Grundreinigung unterzogen? Vielleicht ist es an der Zeit…
[1] Sollten Sie noch immer dem Irrglauben anhängen, dass unser Schulsystem primär der Anhäufung von Wissen dient, empfehle ich Literatur von Dr. Gerald Hüther (Wie man sein Gehirn optimal nutzt) oder Robert Anton Wilson (Der neue Prometheus)
[2] Robert Anton Wilson – Der neue Prometheus